Mit der Veränderung des Lichts verändern sich die Dinge.
Eine Gardine wird zu einem Gespenst, Kolleg*innen zu
Freund*innen, der Austausch von Wissen zu gemeinsamem Denken.
Nocturne ist der Zustand des Nächtlichen. Nächtliches Denken, nächtliches Schreiben, nächtliches Diskutieren, nächtliches Proben, nächtliches Zusammensitzen, nächtliches
Feiern, nächtliches Pläneschmieden, nächtliche Potentialität. Nächtlich ist für uns mehr als nur eine Tageszeit.
Es ist eine Gegebenheit, oder Diesheit, etwas das all unser
Handeln verändert. In der Nacht verändert sich alles, was
wir bereits am Tage begonnen haben.
Als Plattform soll Nocturne einen Raum bzw. eine Zeit für
all jene Praktiken bieten, die in den Zwischenräumen und -zeiten der Institutionen entstehen. Eine Zeit, in der die
Produktion und Vermittlung von Wissen zur kollektiven
Praxis werden, in der Techniken des Lehrens zu experimentellen Verfahren werden und in der Kunst und Wissenschaft nicht in Austausch treten, sondern bereits gemeinsam begonnen haben anders zu arbeiten.
Wir haben Nocturne als einen Ort für Projekte der experimentellen Wissensproduktion und -vermittlung gegründet. Anstoß und Anliegen dieses Unterfangens war und ist das Bedürfnis andere Formate, Techniken zur Produktion, Vermittlung und Distribution von Wissen zu stärken. Seit Langem sind in Gesprächen mit Kolleg*innen und Freund*innen immer wieder die Probleme der Universität- und Verlagslandschaft sowie des Kunstbetriebs Thema gewesen. Diese Klagen gingen dabei jedoch nicht selten mit zahlreichen Ideen einher, wie wissenschaftliche und künstlerischen Praktiken anders zusammenkommen können oder bereits schon seit langem in Seminaren, Lesegruppen, Proben oder im Studio anders praktiziert werden. Nocturne ist nun der Versuch diesen alternativen Praktiken eine Plattform zu bieten, sie zu verbreiten und zu stärken. Wie das in Zukunft aussehen wird ist auch für uns noch offen. Begonnen haben wir mit einem spekulativen Handbuch.
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The introduction of our book Experimente lernen, Techniken tauschen was published in English. It is part of the wonderful collection First... Then, Repeat. Workshop Scripts in Practice by the Amsterdam-based collective Hackers and Designers. Thanks to Anja Groten for including us in this amazing book!
The text also includes the How-tos of Juli Reinartz, Feminist Health Care Research Group, Social Muscle Club and SenseLab/Brian Massumi.
Mit dem Wiki Riot Squad (Hannah Schmedes, Eva Königshofen, Lena Wassermeier), topsoil (Sofia Villena Araya, Deniz Kirkali and Amelie Wedel), From Where I Stand (Oona Lochner und Isabel Mehl) sowie Karolin Meunier.
Im Rahmen dieses Workshopwochenendes wollen wir unterschiedliche Formen des kollektiven Lernens erkunden und erproben. Im Zentrum der drei Workshops stehen dabei feministische Praktiken des Schreibens als Weisen einer experimentellen Wissensproduktion. Immer größer wird der Drang für viele, traditionelle Lehrinstitutionen und ihre überkommenen Formate der Wissensvermittlung zu verlassen, um auf kollektive Weise gemeinsam Wissen zu teilen. Doch welche anderen Praktiken und Techniken stehen uns dafür zu Verfügung? Wie können wir neue Orte schaffen, um andere Weisen des Lehrens und Lernen praktizieren? Ausgehend von diesen Fragen widmen sich die drei Workshops verschiedenen Formen einer feministischen Vermittlung. Sie greifen dabei nicht nur die lange Tradition feministischer Praktiken des empowerment und conciousness raising auf, sondern bedienen sich auch spekulativer und künstlerischer Formate, um so ein anderes Lernen zu verwirklichen.
Idee und Konzept: Gerko Egert
Veranstaltet von der Vierten Welt in Kooperation mit nocturne – Plattform für experimentelle Wissensproduktion
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Wir bitten alle Teilnehmenden während der Veranstaltungen Mund-Nase Masken zu tragen und die Regeln in Bezug auf die Covid19-Pandemie zu berücksichtigen.
Adresse:
Vierte Welt
Kottbusser Tor im Zentrum Kreuzberg | Adalbertstr. 96 | Galerie 1.OG | 10999 Berlin U-Bhf Kottbusser Tor | Linie U1 | U8 | U12 | Ausgang Adalbertstraße
Programm:
Freitag, 23.9. 2022
13:00 – 17:00 How to Edit in Not-So-Open Sources: Wikipedia Workshop mit @wiki_riot_squad
Samstag, 24.9.2022
11:00 – 13:00 Worksop mit topsoil (Sofia Villena Araya, Deniz Kirkali and Amelie Wedel)
Teilnahme auch via Zoom möglich: Join Zoom Meeting (Meeting ID: 874 4205 8743)
14:00 – 16:30 Wissen in Klammern. Ein Schreibworkshop mit From Where I Stand (Oona Lochner und Isabel Mehl)
17:00 – 18:00 Diskussion mit allen Beteiligten (Moderation: Karolin Meunier)
How to Edit in Not-So-Open Sources: Wikipedia Workshop mit @wiki_riot_squad
(Hannah Schmedes, Eva Königshofen, Lena Wassermeier)
Mit Gründung der Wikipedia vor über 20 Jahren sollte alles Wissen der Welt in einem für alle zugänglichen Raum gesammelt werden. Allerdings ist diese “open source” not so open wie gedacht. Denn wer fühlt sich eigentlich dazu berufen, das eigene Wissen in vermeintlich neutrales Sachwissen zu verarbeiten und hochzuladen? Die Enzyklopädisten der Gegenwart heißen zwar nicht mehr Diderot oder d'Alembert sondern „geiserich75“ oder „hyperrolf“ - aber es ist immer noch weiß und männlich bestimmt, was und wer auf der weltweit größten enzyklopädischen Internetplattform repräsentiert wird.
Gemeinsam begeben wir uns auf die Suche nach Schlupflöchern und produktiven Regelverstößen in der Wikipedia und geben euch dafür Insights in strukturelle Probleme der Wikipedia und vor allem Tools, um selbst als Editeur*in aktiv zu werden.
In Absprache mit den Teilnehmenden wird der Workshop in Deutsch und/oder Englisch stattfinden.
Eine Online-Teilnahme ist leider nicht möglich.
Bringt bitte einen Laptop o. ä. zum Schreiben mit.
Samstag, 24.9.2022, 11:00 – 13:00
Mapping Encounters, Worksop mit topsoil
(Sofia Villena Araya, Deniz Kirkali und Amelie Wedel)
“Mapping Encounters” draws from one of the techniques which have proven central to our way of working as a collective: maps. Through maps, we think together and document our collaborative processes; we try to discern the different layers and conceptual densities while visualizing the diverse ways in which our thinking and sensibilities play out.
For this hybrid workshop, we will offer that technique in order to share and reflect on the expectations, bodily sensations, questions, and thoughts that affect the collective configuration of learning spaces. We will work in small groups and build up layers of mapping the encounter of the workshop itself in dialogue with past (and possible future) learning experiences.
topsoil is a transnational curatorial and research collective formed by Sofia Villena Araya, Deniz Kirkali and Amelie Wedel in 2017 in London. Based in San Jose, Istanbul and Berlin, together we seek to bring into conversation our various contextual and disciplinary perspectives by threading a notion of learning through friendship. Through prolonged conversation, we ask how to work and think with each other, prioritizing care and sensibility to what drives our research and practice. We initiate long-term collaborative research projects with thinkers and practitioners to collect methods and tools that help us move towards a shared ground while being attentive to specificities.
Wissen in Klammern. Ein Schreibworkshop mit From Where I Stand
(Oona Lochner und Isabel Mehl)
Was ist ein Wissen, das gilt – und warum? In dieser feministischen Kernfrage treffen philosophische, lebensweltliche und schreibpraktische Ebenen zusammen. Wenn ein feministisches Schreiben auf einer offensiven Kontextualisierung von Wissen besteht, gerät es in Konflikt mit einem immer noch mächtigen Objektivitätsanspruch im Wissenschaftsdiskurs und seiner langen Tradition, manche Formen des Wissens „in Klammern zu setzen“ und in den Hintergrund zu rücken. Auf die eigene Verstricktheit in den Wissensgegenstand hinzuweisen (siehe Haraway u.a.), lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schreibszene in all ihren sozialen, körperlichen und affektiven Dimensionen: Sitze ich in einem Arbeitsraum oder an einem improvisierten Schreibtisch in meinem Schlafzimmer? Hämmert ein schreiendes Kind an die Tür? Worauf fällt mein Blick? Wie ist die Geräuschkulisse? Welche Erfahrungen und wessen Wissen sitzen mit am Tisch?
Die Frage, welches Wissen gilt, ist eine Aushandlung, die nicht nur theoretisch, sondern in jedem Text aufs Neue ausgetragen wird. Etwas buchstäblich in Klammern zu setzen kann dann eine Geste der Unbestimmtheit oder des Provisorischen sein, die ein Urteil hinauszögert und dem eigenen Schreiben Zeit verschafft, um die unterschiedlichen Wissensmomente miteinander in Kontakt treten zu lassen, sich zurückzulehnen und das (vorläufige) Ergebnis abzuwarten.
Mit szenischen Schreibübungen und formalen Experimenten wollen wir unser Schreiben auf seine Bedingungen und seine Auslassungen hin befragen. Wir spüren gemeinsam Wissenshierarchien auf und versuchen uns im Aushalten von Ambivalenzen, Provisorien und Uneinigkeiten.
In Absprache mit den Teilnehmenden wird der Workshop in Deutsch und/oder Englisch stattfinden.
„Gründet Werkstätten!“ ist
eine mögliche Antwort auf die aktuellen Anforderungen, die gerade die
Geisteswissenschaften dazu auffordern, sich in politische Diskurse
einzuschreiben und diese darüber mitzuschreiben oder mitzugestalten.
Unterbrechungen und Neuanschlüsse, das Kurzschließen und Öffnen linearer
Fort-Schriften scheint uns hierbei ein möglicher Modus.
Zukunft, gefaltet.
Choreographien des als-ob ist das für den Moment im Zeichenhaften
stillgestellte Ergebnis einer kollaborativ-experimentellen Schreib- und Denkwerkstatt,
an der elf Wissenschaftler*innen und Künstler*innen beteiligt waren. Angelehnt
an das surrealistische Spiel Cadavre exquis waren die Mitschreibenden
gleichsam Mitfaltende, Unterbrechende wie Unterbrochene: Ausformulierte Ansätze
wurden, getaktet und gezeittafelt, fortgeschrieben, letzte Sätze eingefaltet
weitergegeben und mitgerissen, woraus sich neue Anschlüsse, lose Enden und
schlussendlich neun Textskulpturen ergaben, die die Signatur einer verzweigten
Textagentur tragen. Agierende waren dabei nicht allein die Autor*innen oder die
flüchtige Autor*innengruppe, sondern ebenso die Spielregeln, die Post und deren
Irrwege, die lose im Dazwischen hängenden Anschlüsse, usurpatorische
Würfelspiele und nicht zuletzt das Herausgeber*innen-Kollektiv, das als schaltende
und verwaltende Instanz aktiv-passiv mitschrieb und (ver-)formte.
Gestaltung und Satz: Ricarda Löser, Weimar www.ricarda-loeser.de Korrektorat: Laura Kattwinkel Druck: Buch- und Kunstdruckerei Keßler GmbH, Weimar Umschlagherstellung: Buchbinderei Steinhagen, Weimar
Das spekulative Handbuch bietet vielfältige Techniken für ein radikales Lernen und Vermitteln. Es umfasst konkrete Anleitungen, Erfahrungen und theoretische Überlegungen. Die Texte beteiligen sich an der Konzeption einer Vermittlung, die das gemeinsame Experimentieren (wieder) einführt.
Im Seminarraum, in Workshops, auf Festivals, in Fluren, Parks und der Stadt finden Lernen und Verlernen statt. Texte und Anleitungen u. a. zu: Filmessays, Collagen, Banküberfällen, der Universität der Toten, wildem Schreiben, konzeptuellem speed Dating, neurodiversem Lernen, Format-Denken, dem Theater der Sorge, dem Schreiblabor, dem Körperstreik.
Gestaltung und Satz: Ricarda Löser, Weimar www.ricarda-loeser.de
Korrektorat: Ivana Buhl Druck: Buch- und Kunstdruckerei Keßler GmbH, Weimar